Golf von seiner
schönsten Seite

Bodensee-Swing – Golf in D-A-CH

(oder „Der Wein ist leider ausgetrunken“ oder auch „GCW-Seniorenreise 2022“)
 

Tag 1 – „D“ im Golfclub Weißensberg

Viel zeitaufwändige und gründliche Vorbereitungsarbeit liegt hinter unserem Senioren-Captain Karl-Heinz Kiesel, als sich 20 Golferinnen und Golfer am Montag, 12. September 2022, in Richtung Lindau auf den Weg machen; diesmal mit dem eigenen PKW. Ab 11:00 Uhr treffen wir uns im herrschaftlichen Clubhaus des GC Weißensberg zu einem Welcome-Drink und stärken uns mit vorbereiteten Snacks, bevor es auf die 18 Loch des wunderschönen Parkland-Course geht.

 

Traumhaftes Spätsommer-Wetter begleitet uns, auch über das eine oder andere wirklich herausfordernde Loch; so z.B. die Bahn 14 mit gut 500m von Gelb mit Bunkern links im Landebereich der Drives und einer Auslinie, die die ganze rechte Seite bewacht - jede und jeder hat ausreichend Gesprächsstoff für den Apero auf der Terrasse. Auf unseren Zimmern im Hotel finden wir eine persönliche Begrüßung von Karl-Heinz mit dem Wochenprogramm und der Flight-Einteilung für die Golfrunden; auf den Nachttischen dann noch ein liebevoll verpacktes Tee-Geschenk.

 

Nach dem Abendessen im Hotel-Restaurant will niemand sofort ins Bett gehen, obwohl das Programm für den Dienstag „Frühstück um 07:30 Uhr, Abfahrt mit dem Bus um 08:00“ erwartet. Vielmehr entwickelt sich der bei den GCW-Senioren gewohnt fröhliche Abend, bis die Servicekräfte zum ersten Mal auf dieser Reise vermelden müssen: „Der Weißwein ist leider ausgetrunken!“. Die Suche nach passendem Ersatz auf der gut sortierten Weinkarte dauert aber nicht lang.

 

Tag 2 – „CH“ im Golfclub Erlen

Erstaunlich, dass trotzdem am Morgen des Dienstag Alle rechtzeitig beim Frühstück aufkreuzten und nach einer schnellen Tasse Kaffee pünktlichst in den Bus klettern, den Karl-Heinz für die folgenden drei Tage gebucht hat. So war es für unseren Fahrer Toni kein Problem, die Fähre in Friedrichshafen zu erreichen. Während der 45 Minuten dauernden Überfahrt bei Windstille genießen wir das herrliche Panorama und beobachten die Bodensee-typischen Zeppeline bei ihren Rundfahrten.
 

Sportlich steht heute der Golfclub Erlen im Kanton Thurgau auf dem Programm. Die Ankündigung, er läge auf einem „sanften Hügelzug“ erweist sich allerdings als typisch schweizerische Untertreibung, die alle Erhebungen unter 3.000m als Hügel bezeichnet: Einige der Spielbahnen auf den hinteren Neun warten mit Neigungen auf, die eher die Anlage eines Slalomhangs als eines Fairways nahelegen. Berichte von Teilnehmern, man habe Seilschaften bilden müssen, um die Hänge zu bezwingen, gehören aber doch ins Reich der Loch-19-Fabeln. Nach einem kurzen Drink, geht’s zurück – diesmal zu Lande übers Südende des Bodensees an Rohrschach, St. Margarethen und Bregenz vorbei nach Lindau.
 

Ein kurzer Spaziergang auf der Insel führt zwanzig hungrige und durstige Golf-Senioren in die „Alte Post“. Dort verwöhnen uns Küche und Service mit einem ausgezeichneten 3-Gang-Menü; insbesondere der Zander vom Grill wird über die Maßen gelobt. Die strahlend-freundlichen Mitarbeiterinnen der Alten Post absolvieren vor allem mit den Weinflaschen ein beachtliches Laufpensum, um mit dem Konsum der GCW-ler wenigstens einigermaßen Schritt zu halten. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass es noch vor dem Dessert erneut heißt: „Liebe Gäste, der vorbestellte Weißwein ist leider ausgetrunken!“. Aber auch hier finden unsere Rebläuse recht schnell passenden Ersatz auf der Karte und Karl-Heinz erträgt es mit der ihm eigenen Gelassenheit und einer Portion Humor.

 

Tag 3 – „Golf-frei“ im Dreiländereck am Süden des Bodensees

Der Mittwoch ist Golf-frei. Ausgeschlafen und gut gefrühstückt besteigen wir wieder den Bus für die wenigen Kilometer von Weißensberg nach Lindau. Dort teilen zwei kundige Stadtführerinnen unsere Gruppe auf und spazieren mit uns durch die Gässeles der Inselstadt. Wir erfahren viel über die Häuser, die ehemaligen und heutigen Bewohner der Inselgemeinschaft und Humorvolles, eben z.B. warum es hier Gässele mit einem untypischen zweiten „e“ nach dem Doppel-s heißt. Für mich als geborenen und der Landesgeschichte durchaus zugetanen Münchner ist es besonders spannend zu lernen, warum Lindau und die Gegend bis zu der benachbarten Wasserburg überhaupt zum Freistaat Bayern gehören: Dieses nach wie vor gültige Ergebnis einer recht willkürlichen Landzuteilung des Fremdherren Napoleon weckt merkwürdige Assoziationen an aktuelle Ereignisse.
 

Nach einer Brotzeit im Biergarten von Wissingers besteigen wir im Lindauer Hafen nochmals ein Schiff der BSB und lassen das Südende des Bodensees an uns vorüberziehen: Einige Prominenten-Villen, die Klinik für optische Gesichtsaufbesserung von Prof. Mang, die Mündungen von Altenrhein, Bregenzerach und Leiblach, die an dieser Stelle die Grenze zwischen Österreich und Deutschland markiert. Der Blick hinter die imposante Kulisse der Seebühne des Bregenzer Festspielhauses rundet diese Eindrücke ab. Noch ist herrlicher, sonnenwarmer Spätsommer …
 

Danach tanken Einige weiter Kultur im Lindauer-Stadtmuseum, andere bauen nach einer kurzen Shopping-Runde einer weiteren, möglicherweise im Lauf des Abends drohenden Weißwein-Knappheit vor. Toni lässt uns um 18:00 Uhr bei der Spielbank einsteigen, biegt in Lochau nach links ab und kurbelt seinen Bus über einen sich windenden und immer schmaler werdenden Weg hinauf auf den Pfänder. Auf ungefähr Dreiviertel-Höhe zum Gipfel begrüßt uns das Panorama-Hotel „Fritsch am Berg“.
 

Mit einem Glas Prosecco in der Hand stellen wir uns ganz vorn an der Terrassenbrüstung auf, wobei uns die ebenfalls anwesenden Hotelgäste die Aussicht auf unsere Rücken anstelle der Landschaft erfreulicherweise nicht übelnehmen. Aus der Höhe sehen wir, wie kompakt die Insel ist und fahren die Route unserer heutigen Schifffahrt in Gedanken nach. Schon ein beeindruckender Teil unserer Heimat, in den uns unsere Reise 2022 geführt hat!
 

Zum Dinner geht’s nach drinnen an eine lange Tafel hinter den bodentiefen Panorama-Fenstern. Bereits beim Amuse-Gueule zieht über die hohen Berge des Heidi-Lands von St. Gallen eine bedrohlich schwarze Wolkenwand heran, Blitze zucken in schneller Folge und der Donner grollt. Das lässt uns ahnen, dass der Sommer 2022 heute zu Ende gehen wird, aber wir genießen auch dieses Schauspiel in vollen Zügen.
 

Während der vorzüglichen Vorspeise und während des Hauptgangs sehen wir zu, wie aus der Wolkenwand ein dunkler Regenvorhang fällt und nacheinander den Altenrhein, dann Bregenz und schließlich Lindau verschwinden lässt. Beim Servieren des Desserts fragt eine vorwitzige Wörthseer Gosche die sehr aufmerksame Bedienung, ob wir es heute wohl auch schaffen können, den „Wein auszutrinken“. Die Antwort in Form einer leicht hochgezogenen Augenbraue und eines strahlenden Lächelns verraten uns, dass man hier immer gut aufgehoben ist – in mir reift der Wunsch, dass ich hier mal einen runden Geburtstag feiern könnte.
 

Ab jetzt werden im Minutentakt alle verfügbaren Wetter-Apps gecheckt und wilde Theorien aufgestellt, ob am kommenden Tag überhaupt irgendwo in Mitteleuropa Golfspielen sinnvoll sein kann. Und ein weiteres Mal sind wir alle sehr froh, dass wir deutlich nach 22:00 Uhr nur noch aufsitzen müssen und der Toni uns und sein Riesengefährt über die kurvige Straße souverän ins Tal und zurück nach Weißensberg chauffieren wird. Es ist heute seine vierte Fahrt über diese Straße und sein zweites schweißtreibendes Wendemanöver – der Chef hatte ihm eine weitere Fahrt in Lindau aufs Auge gedrückt, während wir uns im Fritsch am Berg verwöhnen haben lassen. Erneut bleibt die Bar im Hotel Weißensberg verwaist …

 

Tag 4 – „A“ im Golfclub Bludenz-Braz

Grauverhangener Himmel und Regenschauer begleiten das Frühstück am Donnerstag, aber Toni bringt auch heute den Bus gewissenhaft rechtzeitig in Stellung und so machen wir uns App-zum-Trotz auf den Weg ins fast 70km entfernte Montafon. Wie so oft lagen alle Apps falsch: Bei der Ankunft im GC Bludenz-Braz haben wir zwar immer noch eine geschlossene Wolkendecke, aber es fällt kein Tropfen Regen und das Geläuf ist erfreulich trocken. Also wird pünktlich abgeschlagen.
 

Heute läuft’s mal andersrum: Ausnahmslos jede*r hat sich auf eine Kraxelei mit Golf-Trolley eingestellt. Hier denkst Du ja auch bei Sport an nichts Anderes als Skifahren oder evtl. Bergwandern, auch Karl-Heinz hat den Platz als „hügelig“ ohne den Weichmacher „sanft“ angekündigt. Aber dieser Platz überrascht: Es geht zwar fast 200 Höhenmeter bergauf bis zum Abschlag 11, aber wir überwinden die Steigungen im Wortsinn spielend in Form von serpentinen-förmig angelegten Spielbahnen – jedes Loch schön und fair spielbar. Nach dem Grün 9 durchqueren wir ein kleines Waldstück und dann liegt vor uns eine gemütliche Almhütte, in der ein guter Geist Getränke ausschenkt und frisch belegte Brote anrichtet. Viele Fotos werden gemacht, bevor wir mit der 10 die letzte Spielbahn „nach oben“ angreifen.
 

Belohnt werden wir mit einem sensationellen Abschlag 11 hinunter ins Bludenzer Tal. Jeder gut getroffene Ball fliegt hoch übers Tal, senkt sich zwischen die Bäume und läuft und läuft und läuft … für einige von uns vielleicht der längste Abschlag eines Golferlebens. Ab da geht’s auch nur noch bergab – nicht mehr so dramatisch, aber eben längenfreundlich. Auf den letzten drei, vier Löchern tröpfelt es ein bisschen, aber heute sieht man nur zufriedene Gesichter beim Welcome-Back im Clubhaus.

 

Tag 5 – „D“ im Golfclub Lindau - Bad Schachen

Auch wenn es sich langweilig liest: Wie „meistens immer“ irren alle Wetter-Apps mit der Vorhersage für den Freitagmorgen in Lindau und Umgebung: Der anhaltende Regen ist nirgendwo in Sicht. Diese positive Wettersituation gibt allen Teilnehmern nochmals einen zusätzlichen Energieschub. Nach dem Frühstück und dem Auschecken aus dem Hotel treffen alle schon weit vor unserer gebuchten Abschlagzeit am GC Lindau – Bad Schachen ein.
 

Ein ganz großes Dankeschön an die Geschäftsleitung des GC Lindau: Als Folge des starken Regens in der Nacht zuvor ist der Platz offiziell bis mindestens 12:00 Uhr gesperrt. Der gute Kontakt von Karl-Heinz zu den Club-Verantwortlichen wirkt Wunder, und so geben sie für unsere Gruppe den Platz frei, alle Flights sind bis 10:00 Uhr schon auf der Runde.
 

Auch diejenigen, die eigentlich direkt am Freitagmorgen abreisen wollten - eingeschüchtert durch die Wetterprognosen - sind froh, diesen wunderschönen Platz noch gespielt zu haben. Er ist zwar auch etwas „hügelig“ (O-Ton Karl-Heinz), aber sehr schön in die Landschaft eingefügt. An mehreren Stellen des Platzes hat man einen weiten Blick auf den Bodensee und die Insel Lindau.
 

Am Loch 16 erwischt das schlechte (Wies’n-)Wetter unsere Gruppe doch noch: 3 Flights müssen im Regen den Platz zu Ende spielen, nehmen es aber sportlich - es ist tatsächlich der einzig spürbare Regen während dieser wunderbaren fünf Tage. Da der Platz ansonsten gesperrt ist, haben wir danach das Club-Restaurant für uns allein. Paulo, der Gastronom, serviert uns das vorbestellte Menü und einen kleinen Abschiedsdrink mit großem Engagement, bevor jeder individuell mit dem eigenen PKW die Heimreise antritt.

 

Fazit

Unsere lange Reihe erlebnisreicher Seniorenreisen im GC Wörthsee hat mit dem Bodensee-Swing 2022 eine sehr schöne Fortsetzung erfahren. Alle Teilnehmer kommen mit vielen Eindrücken zurück und wieder einmal fällt es schwer zu entscheiden, ob das Golfspielen, die Landeskunde oder das Kulinarische den größten Anteil daran haben. Vielleicht ist es aber auch ganz einfach die Freude am gemeinsamen Verreisen und am Miteinander-Erleben, die dafür sorgt, dass alle mit einem zufriedenen Lächeln auf der A96 in Richtung Wörthsee fahren.
 

Liebe Bruni, lieber Karl-Heinz: Vielen Dank für Eure große Mühe bei der Vorbereitung und das ständige Nachjustieren einer rundherum gelungenen Golfreise an den Bodensee und in die angrenzenden Nachbarländer! (Und wenn es nicht ein bisschen vorlaut wäre, würde ich anfügen „Wir freuen uns schon auf Eure Idee und die Ankündigung zur Seniorenreise 2023!“ …)

Oktober 2022, Rupert Fischer.
(Fotos: Teilnehmer)

Hotel und Clubhaus Weißensberg

GC Weißensberg, Abendstimmung auf Bahn 18

GCW Senioren überwachen den Kurs der Fähre nach Romanshorn

GC Erlen, Bahn 12 nach der „Passhöhe“

Weinbestellung in der „Alten Post“

Auf der Stadtmauer von Lindau im Bodensee

Fachwerkhäuser prägen die Höfe

Lindau-Insel vom Pfänder aus

Golfen in der Alpenkulisse von Bludenz

Alm-Halfway 200m über dem Tal

GC Lindau-Bad-Schachen